Donnerstag, 26. März 2009

Was an Kuba beeindruckt, erstaunt, irritiert und begeistert:

Zu Beginn: fuer alle Autoliebhaber, eine kleine Bilderkollektion








- Sie stellen mehr oder weniger, da sie es durch das Handelsembargo müssen, alles selbst her…Bier, Cola etc. und die Kubaner sind Improvisationstalente (Telefonhörer samt Schnur als Hundeleine, selbst gebaute Transportkarren)

- zum Thema Transport ist auch hier zu staunen: Kuba verfügt im Gegensatz zu vielen anderen zentralamerikanischen Ländern eine schon seit längerem bestehende Eisenbahnlinie, welche die gesamte Insel verbindet, es ist zwar immer Glückssache ob ein Zug überhaupt kommt und einer fährt, ohne Ankündigung fallen Züge aus und auch Buslinien im öffentlichen Verkehr können einfach gestrichen werden. Wie in keinem anderen Land, trifft man unglaublich viele Leute am Straßenrand, unter Autobahnbrücken und allgemein am Straßenrand, weil sie trampen. Was recht ungefährlich ist, es gibt kaum Kriminalität (bis auf hier und da Diebstähle), aber auch ich kann nachts allein gefahrlos durch die Straßen marschieren, um es mal so lapidar zu sagen. Tja und dann gibt es neben dem Trampen (was sogar organisiert wird, durch Anweiser und Wartesystem), LKW-Ladefläche als Transportmittel, die sogar Fahrpläne haben, sowie normal Busse. Touristen ist es aktuell nicht gestattet den Fernreisebus Astro der Kubaner zu nutzen, ebenso wenig wie die LKWs, die natürlich um einiges billiger sind und in Peso zu bezahlen. So waren wir öfter an den teureren TouriBus Viazul mit weniger Abfahrtszeiten gebunden. Des Weiteren sieht man viele Fahrräder (auch hier kann sich nicht jeder eins leisten) und natürlich fern der Stadt Pferd und Reiter oder Wagen. Sogar Kutschen besitzen beispielsweise feste Routen und Preise und dienen als öffentliches Transportmittel.

- und so schön die ganzen alten Fahrzeuge auch sind, sie produzieren ordentlich (aber wie) schwarze Abgase, ebenso wie die Lkws und alte Busse, was teils echt zu Hustenreizen geführt hat. Und ich weiß nicht, ob Straßenhunde ein Indikator für die Armut eines Landes sind, auf jeden Fall habe ich noch nie so viele gesehen und vor allem Achtung auf Fußwegen und Straßen ist geboten, da Tretminen ohne Ende, wenn ihr wisst, was ich meine!

- und im Tabakland Kuba ist es auch nicht verwunderlich oder hat man es als Nichtraucher schwer, da auch in öffentlichen Gebäuden und Bahnhöfen, auch bei "Rauchen verboten"-Schildern ohne Beachten geraucht wird, was das Zeug hält

- und was das Busfahren angeht, habe ich noch nie soviel Hilfsbereitschaft kennen gelernt, nicht nur, dass Kubaner mehrfach für mich bezahlt haben, obwohl ich das Fahrgeld offensichtlich in der Hand hatte. Außerdem haben sie sich immer sehr viel Mühe gegeben mir genau zu erklären, wie ich welchen Bus zu nehmen habe und wo auszusteigen. Im Allgemeinen zeichnen sich die Kubaner, wen sie einen nicht gerade nerven und belästigen mit Kommentaren und einen übers Ohr hauen wollen, wenn’s ums Geld geht, durch echten Gemeinschaftssinn aus oder wie auch immer man das nennt. Denn kaum sind in einen Bus Schwangere oder Eltern mit Kind gestiegen, sowie ältere Leutchen, so wurde stets in nur Sekunden oder schon beim Einsteigen derer ein Platz frei gemacht. Manchmal auch weiter hinten im Bus, was man immer zuerst gar nicht mitbekam, wenn der Bus super voll war und die Leute im Gang eng beieinander standen.
Dazu: als ich in Matanzas am falschen Busterminal war, hat mich doch tatsächlich ein freier Bus, also nur mit mir, auf den Weg zur anderen Bushaltestelle gemacht, ohne Bezahlung oder sonst etwas hat er mir gezeigt, wo und wie einzusteigen, was ich super nett fand. Der gute Mann hat zwar etwas geschielt, wo ich mir zu Beginn nicht sicher war, ob es sich bei ihm auch tatsächlich um den Fahrer handelt, aber dem war so.

- es gibt keine internationalen Restaurantketten, ebenso wenig wie Klamottenläden (Ausnahme: Havanna- Miramar: auch Mango gesehen, recht wohlhabendes Botschaften-/Hotelviertel) Als Einziges einmal Kühnesenf gesehen! Sonst nur einheimische Marken! Bis auf die Autos natürlich und zugegeben beim Bier gibt es auch Heineken, ab und zu Corona und zu meinem Erstaunen: Beck´s!!

- soviel wie noch nie gefragt, "Willst du das kaufen?", oder "Hast du das für mich?" oder "Brauchst du einen Transport oder Unterkunft?" oder sonst was. Die Leute drängen sich sehr stark auf, Kinder, wie Ältere um etwas von der reichen CUC-Währung abzubekommen. Speziell gebeten wurden wir um Seife, Stifte und Feuerzeuge… All dies sind Sachen, welche an sich nicht teuer sind, aber zum Beispiel wie Seife rationiert, wenn man nicht in CUC zu bezahlen in der Lage ist. Viele Dinge oder alle Sachen des Alltags werden in irgendeiner Weise weiterverwertet, es gibt kleine Ein-Mann-Stände (einfach Tische auf der Straße), welche Feuerzeuge reparieren und nachfüllen und sich so ihren Lebensunterhalt verdienen. Und negativ anzumerken ist, dass man des Öfteren übers Ohr gehauen wird, besonders, was Wechselgeld angeht, oder Preise, die nirgends ausgeschrieben sind, oder beim Taxi-Preis, wenn man einfach den üblichen Tarif nicht kennt. Von daher immer vorher fragen (bei anderen Einheimischen, was in der Regel zu bezahlen ist) oder Preise zeigen lassen.
Fidel, er lebt noch... in den Strassen von Havanna!

- eindeutiger Vorteil, wenn man Spanisch kann und die Leute, die sich gerne unterhalten und gerne Fragen beantworten zu den Begebenheiten des Alltags und Politik befragen kann. Es war überraschend wie viele gut informiert sind, was in der Welt vor sich geht und vertreten eigene politische Meinungen durch viele Entbehrungen und Einschränkung gegen das System gerichtet, aber der Überzeugung, dass sich auch in Zukunft, nach Ende der Ära Castro kaum etwas ändern wird

- die Arbeiter in Kuba verdienen sehr sehr wenig, wenn sie nur vom Staat bezahlt werden, sodass viele Dienste und Service an Touris anbieten oder sich anderweitig etwas dazuverdienen, bzw. privat arbeiten: als Beispiel Diego arbeitet im Baugewerbe und verdient umgerechnet 10CUC im Monat, wird aber in Peso, der eigentlichen Nationalwährung bezahlt! (also rund 8,70€). Er überlebt damit, denn er kann sich Produkte und Lebensmittel in Peso-preisen kaufen, doch "Luxusgüter" wie Klamotten und dergleichen, welche in CUC zu bezahlen sind, sind einfach nicht bezahlbar. Eine gute Jeanshose kostet etwa 27-32 CUC, Schuhe guter Qualität 50 CUC. Er trägt seine schon seit 6 Jahren. Einfach unvorstellbar. Und sie sind gepflegt und in gutem Zustand, denn selbstverständlich gehen Kubaner mit ihren Sachen viel sorgfältiger um. Eine Grundschullehrerin verdient um die 14 CUC im Monat. Und auch bei höherqualifizierten Berufen, zum Beispiel Ärzten ist es nur geringfügig unterschiedlich. Als der Bruder mit uns die Tour durch Viñales machte, und wir bei ihm im Auto saßen, verständigte er sich mit dem entgegenkommenden Verkehr durch Handzeichen um so früh zu wissen, ob es Polizeikontrollen gibt oder nicht, denn auch als wir einmal in einem anderen inoffiziellen Taxi saßen, wurden wir erwischt und der Fahrer wurde herausgewunken und muss eine Geldstrafe zahlen (nicht geringfügig, aber mit wenigen weiteren Touri-Fahrten, hatte er das Geld wieder zurück). Denn durch das Risiko, des Kontrolliertwerdens verlangen die Fahrer natürlich mehr und Taxifahren ist schon teurer als normal. Meist warnt ein Fahrer auch einen vor und bittet die Fahrgäste, bei Nachfrage eine vorher abgesprochene Geschichte zu erzählen, z.B. dass er uns vom Krankenhaus abholte und kein Geld für den Transport bekommt. Oder bei den Fahrradtaxis in Havanna, wurde ich schon vor meinem Ziel gebeten, auszusteigen, da der Fahrer wusste, hinter der nächsten Kreuzung steht eine Polizeistreife. Aber die Gelegenheit den mehrfachen Monatslohn einzustreichen, lässt viele das Risiko auf sich nehmen, erwischt zu werden. auch so wird gearbeitet! Am Ticketschalter im Busbahnhof.

- von daher super nervig und belästigend sind die sogenannten jineteros, die dir was aufschatzen wollen oder dir stets Kommentare und Bemerkungen hinterrufen… Macho-Kultur, wobei ich dazu sagen muss, dass in zwei Casas particulares die Männer frühstück gemacht und viele Hausarbeiten übernommen haben.

- Kubas Bewohner sind vom Äußeren her sehr gemischt. Es gibt sehr viele Schwarze und Mulatten und Mestizen, einige Weiße, doch offensichtlich in der Minderheit und der klassische Latino-Verschnitt. Und es ist ärgerlich, dass trotz diesem Fakt in einigen Regionen, speziell in Baracoa der Extremismus vorherrscht, soll heißen Schwarze besonders beobachtet und von der Polizei aufs Korn genommen werden. Insbesondere, wenn sie Umgang mit Touristen haben. So war unser Freund Diego stets darauf bedacht, dass wir getrennt durch die Stadt spazierten oder auch bei der Fahrradtour, dass er oder wir vorfuhren.

- durch die Entbehrungen und Einschränkungen bei Lebensmitteln und sonstigen Handelsgütern ist es der fall, dass Mitarbeiterinnen von öffentlichen Einrichtungen oder auch einfach Krankenschwestern sehr oft in sexy Netzstrumpfhosen zu sehen sind, weil es keine anderen Strumpfhosen oder dergleichen gibt. Wirklich ein Blickfang.

- die kubanische Musik ist klasse, die vielen Straßenmusiker (mehr als in anderen Ländern), welche sich für die Touris hinstellen in Bars/Restaurants aufspielen oder auch einfach nur so im Park musizieren. Auf keinen Fall die afro- kubanische Rumba verpassen! Es war jedes Mal ein Vergnügen zuzuhören, dabei angemerkt: ich verstehe nicht, wem es gefällt bei Kühlschranktemperaturen und unpersönlichem Neonlicht im Restaurant zu essen, bzw. mehrere Sachen bei Busfahrten zu brauchen. Wir waren immer froh, irgendwo draußen sitzen zu können.

- Kubaner sind Meister im Schlange stehen, ich sage nur: Rationierung, Lebensmittelkarten und öffentliche Verkehrsmittel

- Ché ist überall und nicht nur der, Zitate von Fidel, Erklärung, was Revolution eigentlich ist und Propaganda im Allgemeinen. Ich habe noch nie so viel Schriften und Bilder an Häusern, Plakaten und Straßenzügen gesehen

Fazit: Kuba ist ein faszinierendes aber anstrengendes Reiseland, besonders wenn man alleinreisender Backpacker ist. (Man trifft sehr viele Pärchen oder bereits zu zweit Reisende, hatte ich den Eindruck). Und die Möglichkeiten selbst zu kochen und in Hostels zu wohnen ist sehr begrenzt oder bei null, man ist zumeist an die separaten Touri-Angebote gebunden. Und wenn man kein Spanisch spricht, ist die Möglichkeit des Kennenlernens und Verstehens der Begebenheiten und der Kultur, die dieses Land ausmachen unmöglich. Und auch nach der Ära Fidel Castros, wird in Kuba noch vieles so sein, wie es ist, wenn sich nicht bei den äußeren Umständen (Handelsembargo) etwas ändert.

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